Die Schauplätze

Königshaus auf dem Schachen

Seit Anfang 1869 beabsichtigte König Ludwig II. von Bayern den Bau eines neuen Berghauses mit Küchengebäude und Stallungen im Werdenfelser Land. Zuletzt waren zwei Standorte bei Partenkirchen in der engeren Wahl: der Eggenberg, heute Wank, und die Gegend rund um die Schachenalpe im Wettersteingebirge. Gegen ein Haus auf dem Wank sprach die fehlende Trinkwasserversorgung. Mit der Entschließung vom
4. Oktober 1869, ordnete der König den Bau seines neuen Hauses im Wettersteingebirge an und beauftragte den Hofbauingenieur Joseph Röhrer Baupläne und Kostenvoranschläge zu erarbeiten. Für das Haupthaus, den Küchentrakt und die Stallungen veranschlagte Röhrer eine Summe von rund 22.000 Gulden, die der König ebenso genehmigte wie weitere 18.000 Gulden für den Bau eines Weges, abzweigend von der Landstraße Partenkirchen - Mittenwald bei Klais. Da der Wegebau in den Wintermonaten immer wieder ins Stocken geriet, konnte mit dem eigentlichen Bau des Hauses erst im Frühsommer 1870 begonnen werden. Ludwig II. plante seinen ersten Aufenthalt auf dem Schachen bereits für den 7. bis 9. Oktober 1870 - die Zeit drängte also. Am 4. Oktober 1870 konnte Röhrer an den Hofsekretär Lorenz von Düfflipp Vollzug melden. Bereits während seines ersten Aufenthaltes ordnete Ludwig II. einen Umbau des türkischen Zimmers im Obergeschoss an, da "es gegenwärtig keinem solchen ähnlich sehe." In den Jahren 1871 bis 1872 ersetzte man das türkische Zimmer durch den noch heute vorhandenen Türkischen Saal. 

König Ludwig II. besuchte das "Schachenschloss" in der Regel zweimal jährlich. Meistens um seinen Geburts- und Namenstag am 25. August herum und nochmals Ende September. Einen Eindruck davon erhält man durch die Schilderungen des ehemaligen Küchenjungen Theodor Hirneiß:
"Alljährlich ab dem 23. August begeht der König auf dem Schachen seinen Namens- und zugleich Geburtstag und bleibt meist acht Tage. Zur Feier ist das ganze Haus ringsum mit kleinen farbigen Gläsern eingefaßt, die auf ihrem Boden Wachslichter enthalten und bei Herannahen des Königs angezündet werden. Da vom Sichtbarwerden des Spitzenreiters mit seiner hellleuchtenden Laterne noch viele Serpentinen bis zum Schloß zu überwinden sind, reicht die Zeit gerade noch hiezu. Auch ein großes Feuerwerk muß den König bei seiner Anfahrt begrüßen. Einmal ist es schon früh 5 Uhr geworden, so daß die Raketen statt durch die Nacht zu zischen, lustig in den sonnenhellen Tag fliegen. Befehl ist eben Befehl!" 
Ludwig II. hat den Standort, umgeben vom gewaltigen Hochgebirgspanorama der Hochblassen und der Alpspitze in Erinnerung an die Gebirgsgegenden des Himalajas und des Balkans gewählt. Diese hat er nie selber zu Gesicht bekommen, jedoch konnte er sich im Türkischen Saal des Schachenschlosses in diese prächtige Welt des Orients hinein träumen. Seinen letzten Aufenthalt auf dem Schachen nahm er vom 19. bis 27. September 1885.
(Text: Markus Richter/Foto- Bearbeitung: Vanessa Richter)



Venusgrotte - Schloss Linderhof

Der Gefreite Thomas Osterauer aus dem 9.Chevauleger-Regiment Herzog Maximilian war einige Monate zum persönlichen Dienst bei König Ludwig II. von Bayern abkommandiert. In seinen Erinnerungen schildert er auch einen Aufenthalt im Schloss Linderhof: 
Der König führte dann mich und Huber in die blauen Grotte. Bei dieser Gelegenheit kamen wir zum hinteren Teil des Schlosses, wo mehrere Arbeiter beschäftigt waren, aber von den Arbeitern war keiner zu sehen, nur ein himmellanger Tiroler hatte sich so versteckt, daß seine Füße ein paar Meter weit hervorsahen. Als ihn der König fragte, was er denn da mache? antwortete er: "Woascht wohl, da Palier hot gsock, boist du kimmscht, müaß ma ins vastecka." Der König wollte das aber gar nicht. 
Der König hieß mich den Kleinen, Thomas, auch mal Wurzer-Sepp. Schon der Eingang der Grotte war zauberhaft. Als wir an den See und Wasserfall kamen, mußte ich zurückgehen, fast bis zum Eingang, und für die zwei Schwäne bei Skell Brot holen, welches schon bereitstand.

 Als ich zu Majestät in die Nähe kam, stolperte ich über etwas und fiel dem König zu Füßen. "Was hast denn?" frug Majestät. Ich antwortete: "Hier liegt vor Eurer Majestät im Staub der Wurzer-Sepp." Ich mußte wieder Brot holen, als ich den leeren Teller zurücktrug und wieder zurückkam, war vom König und Huber nichts mehr zu sehen. Ich war ganz verwirrt durch die Schönheit der Grotte. Als ich so allein dastand, erblickte ich in einem Felsen einen Spiegel, in welchem sich ein Chevauleger abspiegelte; ich meinte, es wäre Huber, als ich aber in die Nähe kam, war ich es selbst. Endlich erblickte ich den König oberhalb des See's im sogenannten Kristallsitz. Bis ich den Weg da hinauf gefunden habe, war der König wieder ganz woanders. Endlich habe ich doch den richtigen Weg zu ihm gefunden. Als wir zum Wasserfall zurückkamen, stand Huber schweißtriefend auch da.
Der König zeigte uns dann den Pfauenkiosk, den Venustempel und den alten großen Lindenbaum, auf welchem er schon seine Mahlzeiten einnahm. 
(Text: Markus Richter/Foto-Bearbeitung: Vanessa Richter)